Komplexe Entscheidungen
Unvollständige Informationen erschweren es belastbare Entscheidungen oder Aussagen zu treffen. Auch eine im wissenschaftlichen Sinne nachvollziehbare Visualisierung von Daten z.B. zur qualitativen Interpretation kontinuierlicher Rauminformationen ist vor diesem Hintergrund von fraglichem Wert. Für die Entwicklung von wissenschaftlich belastbaren Aussagen benötigen wir Hypothesen und nachvollziehbare Argumentationsstränge. Meist sind zur Beantwortung von scheinbar einfachen Fragen wie “Wo ist ein geeigneter Standort für ein Wasserkraftwerk/Supermarkt/Produktionsstätte/Schutzgebiet?” oder “Welcher Flussabschnitt eignet sich fürs Rafting?” etliche, in spezifischer Reihenfolge miteinander zu verknüpfende Entscheidungskriterien zu berücksichtigen. So müssen etwa zur Identifikation eines solchen Standorts für die Verortung Kriterien wie Bevölkerungsdichte, Schonung der Umweltressourcen, Naturraumausstattung, Infrastruktur des Einzugsgebiets eines solchen Standorts berücksichtigt und gegeneinander abgewogen werden. Oft gilt es zudem, die Ansprüche verschiedener Interessengruppen in Entscheidungsprozesse zu integrieren. Dabei müssen meistens Zielkonflikte berücksichtigt werden. So kann beispielsweise an einem Standort auf einem Höhenrücken nicht gleichzeitig eien Windkraftanlage und ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen werden.
Die Frage der Eignung eines Raumes für eine bestimmte Nutzung war eine der wichtigsten Motivationen zur Entwicklung von GIS. Daher gibt es zur Beantwortung derartiger Fragen gibt es eine Vielzahl von Entscheidungsunterstützungs-Techniken und unterschiedlich komplexe methodische Ansätze. In unserem Fall betrachten wir ganz allgemein Entscheidungskonzepte, die bei mehreren räumlich wirksamen Merkmalsausprägungen und Zielen zu bewertbaren Ergebnissen führen.
Geographische Informationssysteme können auf vielerlei Arten helfen, Entscheidungen zu treffen, die von räumlich wirksamen Bedingungen abhängen. Ein häufiger und leicht zugänglicher erster Ansatz ist die Erstellung von Eignungs- oder Gefahrenkarten. Sie zeigen auf, welche Standorte oder Räume für eine Nutzung besonders gut geeignet oder aber von einer Gefahr speziell bedroht sind.
Meist werden zur Entscheidungsunterstützung mehrere Entscheidungskriterien evaluiert. So könnten etwa zur Identifizierung eines spezifischen Lebensraumes z.B. des Rotmilans verschiedene Kriterien wie Beutedichte, Landschaftgliederung oder Vegetation betrachtet werden. Noch häufiger gilt es allerdings, konkurrierende Ansprüche in einer Entscheidung beispielsweise für Schutzgebiete zu berücksichtigen. Dabei ist die Identifikation von Zielkonflikten ein wesentliches Resultat solcher Analysen. So können Felsköpfe in Mittelgebirgen als Rückzugsgebiete für xero-thermophile Pflanzenarten nur sehr bedingt und mit ausgefeilten Nutzungskonzepten gleichzeitig Schutzzone und Aussichtspunkt für Wanderer und Kletterer sein.
In dieser Lerneinheit kommen spezifische Methoden der Entscheidungsunterstützung im räumlichen Kontext zur Anwendung.
Lernziele
- Sie verstehen die grundlegenden Konzepte von Multikriterien-Analysen.
- Sie lernen auf dieser Grundlage Kriterien für ein einfaches GIS-basiertes Entscheidungsunterstützungs-Modell abzuleiten und zu operationalisieren.
- Sie verstehen das Konzept einer Booleschen Verschneidung.
- Sie kennen das Prinzip der Standardisierung von Merkmalsmaßen und können es mit Hilfe gewichteter Verschneidung selbst anwenden.